Kurzmitteilung

Einstiege

Eine Unterrichtsstunde beginnt normalerweise mit einer kurzen Besprechung der Hausaufgaben. Dann folgt die Einführung in das Stundenthema.

Was ist der Zweck des Unterrichtseinstiegs?

Der Einstieg dient dazu, die Schüler über das Thema der Stunde zu informieren.

Dies geschieht in der Regel durch kurzes Anschreiben des Stundenthemas an die Tafel. Manchmal kann auch eine Einstiegsaufgabe, die zum Thema hinführt, sinnvoll sein.

Wir betrachten als Beispiel den Satz des Thales:
Der Satz des Thales besagt: Liegt C auf dem Halbkreisbogen, dann ist der eingezeichnete Winkel 90°.

Einfach „Satz des Thales“ an die Tafel schreiben, ist in diesem Fall nicht sinnvoll, weil Schüler mit dem Namen „Thales“ nichts anfangen können. Sie müssen darüber informiert werden, daß in dieser Stunde Winkel im Halbkreis betrachtet werden sollen.

Ungeeignet:

Aus einem Unterrichtsentwurf einer Referendarin:

Aus einem Reiseführer: Im Jahr 1869 wurde die Wiener Staatsoper eingeweiht. Das Halbrund des Zuschauerraumes öffnet sich auf eine 28m breite Bühne.
Wo würdet ihr euch hinsetzen, wenn ihr die Bühne möglichst gut sehen wollt?

Das sieht nicht nach einem kugelförmigen Zuschauerraum aus. Das bedeutet, der Thalessatz ist allenfalls auf die Logenplätze im Erdgeschoß anwendbar, aber nicht auf alle.

In den „methodischen Überlegungen“ heißt es:

Die Stunde beginnt mit der Problemstellung auf der Folie (s. Anhang): Sie stellt zum einen die zentrale Frage nach dem Sitzplatz mit der bestmöglichen Sicht auf die Bühne, zum anderen gibt sie die notwendigen Informationen für ihre Beantwortung.

Zunächst werden die Vorschläge der Schüler diskutiert. Dazu werden die genannten Positionen in der Reihenfolge ihrer Nennung mit numerierten Magneten an der Projektionstafel markiert und jeweils ihre Vor- und Nachteile erörtert. Die Plätze in den Logen im 2. Stock garantieren nicht nur bequeme Kopfhaltung und freie Sicht, sondern auch den maximalen Überblick. Die Kaiserloge ist dabei sowohl baulich wie auch durch ihre Mittelposition ausgezeichnet. Von anderen Aufgaben (z. B. der Diskussion über den besten Platz im Klassenzimmer, s. Lernausgangslage ) ist der Sehwinkel als ein Kriterium für gute Sicht bekannt. das nun hier angewandt werden soll. Dazu zeichnet ein Schüler maßstabsgetreu einen Grundriß des Zuschauerraumes (Halbkreis) und markiert den Sehwinkel.

Bei der Projektion eines dreidimensionalen Gebildes auf eine Ebene werden Winkel verzerrt. Ein Zuschauer im 2. Stock schaut nicht waagrecht nach vorn über die Darsteller hinweg, sondern schräg nach unten. Der Sehwinkel ändert sich, wenn er auf die Grundrißebene projiziert wird.

Darüber hinaus ist der Sehwinkel nicht das einzige Kriterium für „gute Sicht“. Die Perspektive ist ebenso bedeutsam: Es macht einen Unterschied, ob man die Bühne von vorn oder von der Seite sieht.

Der Einstieg ist nicht nur mathematisch falsch, sondern auch nicht zielführend. In der „Diskussion“, die zu Beginn stattfinden soll, werden die Schüler sehr wahrscheinlich auch andere Aspekte benennen, die nichts mit dem Stundenthema zu tun haben. Der Einstieg lenkt ab.

Richtig:

Der Lehrer gibt als Einstiegsaufgabe folgende Anweisungen:

  • Zeichne eine Strecke AB
  • Zeichne einen Halbkreis über AB
  • Wähle einen Punkt C auf dem Halbkreisbogen und verbinde diesen mit A und B
  • Miß den Winkel in C

Damit ist den Schülern sofort ersichtlich, worum es in der Stunde geht: Um Winkel im Halbkreis.

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